Am Donnerstag, den 15.07.04 trafen sich um 9.00 Uhr 23 Teilnehmer der Südtirol-Tour mit 13 Zettis im schönen Allgäu am Autobahnrastplatz "Allgäuer Tor". Das Wetter war allerdings alles andere als schön, es regnete nämlich in Strömen. Nach einem schnellen Kaffee, einer kurzen Begrüßung und der Erläuterung des Tagesablaufs durch unseren Tourguide Jörg Niemann machten wir uns schnellstmöglich auf den Weg nach Süden, denn wir hatten noch eine lange Strecke vor uns.
Den ersten Pass der Tour, das 1895m hohe Hahntennjoch zwischen Lech- und Inntal befuhren wir noch bei regennasser Straße, aber ab Imst wagten die ersten tatsächlich das Verdeck zu öffnen. Und sie sollten recht haben! Es blieb trocken und es wurde sogar noch sonnig.
Unser Weg führte uns weiter in die zollfreie Zone Samnaun, die zur Schweiz gehört. Hier konnten wir unsere Zettis für derzeit schier unglaubliche 74 Cent pro Liter Super, bzw. 78 Cent pro Liter Super Plus bis zum Kragen voll tanken. Und wir bekamen obendrein noch Zuwachs um einen weiteren Zetti.
Die nächsten Pässe stellten eine wahrhaft große Herausforderung für uns alle dar. Es galt das Stilfser-Joch, 2757m hoch, und den Gaviapass, 2618m hoch, zu bezwingen. Die engen Straßen und Kehren, und die unendlich tief erscheinenden Abgründe erforderten nicht nur von den Fahrern höchste Konzentration, auch so mancher Beifahrer hatte hier mit Höhenangst zu kämpfen. Umso schöner war dann das Gefühl auf der Passspitze, dass man es geschafft hatte.
Weiter ging es dann zügig über wunderschöne kurvige Bergstraßen in Richtung Etschtal. Die Sonne, die uns inzwischen dauerhaft begleitete, neigte sich schon dem Horizont entgegen und tauchte die traumhaft schöne Südtiroler Landschaft in ein romantisches goldenes Licht. Was kann es schöneres geben?
Gegen 21.00 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang, erreichten wir dann das Hotel "Tenz" oberhalb von Montan, das wunderschön malerisch über dem Etschtal liegt. Nachdem wir unsere Zettis auf dem eigens dafür abgesperrten Bereich hinter dem Hotel geparkt und unsere Quartiere bezogen hatten, gab es ein spätes, aber hervorragendes Abendessen. Ganz hervorragend war auch die Flexibilität, die das Hotel bei den Abendessenzeiten hatte. Damit stand uns die maximale Freiheit für unser Tourprogramm zur Verfügung. Natürlich gab es am ersten Tag noch viel über das Erlebte bei einem gemütlichen Bier oder Wein zu reden. Nur so richtig lange hielt es dann doch keiner aus, schließlich versprach der nächste Tag wieder eine fantastische Tour, für die alle fit sein wollten.
Am nächsten morgen ging es um 9.30 Uhr bei schönen, leicht bewölktem Sommerwetter los in Richtung Westen. Unterstützung bekamen wir an diesem Tag durch René und Franziska vom Schweizer "BMW Z3 Club Vierwaldstätter See". Der erste Pass an diesem Morgen war gleich wieder ein ganz besonderes Highlight. Der 2047m hohe Paso di Manghen ließ im unteren Bereich durch eine großzügige Straßenbreite eine flotte Fahrweise zu, dagegen wurde die Fahrbahn im oberen Bereich abenteuerlich schmal, so dass kaum ein Motorradfahrer und ein Zetti nebeneinander passten. Der winzige Parkplatz auf der Passspitze wurde dann auch von uns und einer Gruppe Motorradfahrer vollständig zugeparkt. So ganz nebenbei konnten wir zu einer besseren Verständigung zwischen Bikern und Roadster-Fahrern beitragen, indem wir ein fast trockengelaufenes Motorrad mit Kraftstoff versorgten. Wie gut, wenn man einen Reserve-Kanister dabei hat.
Weiter ging es mit 15 Fahrzeugen über den wieder recht engen Paso di Brocon. Als kleiner Tipp am Rande sei erwähnt: Die Verlierer des Kuhfladenslaloms erkennt man auf den Fotos an den grünbraunen Streifen auf der Tür. An Gobbera vorbei fuhren wir durch einen Umgehungstunnel in Richtung Mezzano. Im Tunnel zeigte uns dann ein italienischer BMW-Fahrer eindrucksvoll, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote offensichtlich nur für Ausländer gelten. Aber vielleicht hätte auch ein italienischer Polizist mit einer Laserpistole am Ausgang des Tunnels Augen gemacht, vorausgesetzt er hätte die Pistole auf die Gegenspur gerichtet.
Eine Mittagspause gab es auf dem Paso di Cereda. Hier bestand die Gelegenheit, die am morgen hastig eingekauften Lunchpakete zu verzehren oder in der kleinen Bar auf der Passspitze leckeren Apfelstrudel oder andere Köstlichkeiten zu genießen.
Beim Überqueren des Paso Duran im Anschluss erlebten wir eine große Überraschung. Als der Blick ins dahinterliegende Tal frei war, sahen wir schwarze Gewitterwolken über der nächsten Bergkette hängen. Und das war leider genau dort, wo wir hinwollten. Kurze Zeit später waren wir glatt von mehreren Gewittern umzingelt, so dass wir gemeinsam beschlossen, die Tour etwas abzukürzen und auf dem direkten Weg zum Hotel zurückzufahren. Ich stelle immer wieder fest, dass Gewitter in den Bergen ein eindrucksvolles, aber nicht ganz ungefährliches Naturschauspiel sind. Das Gewitter, in das wir fuhren, setzte in Kürze die Straßen so unter Wasser, dass das Autofahren keine Freude mehr war. Wären wir noch über enge Bergstraßen mit Sturzbächen und schlimmstenfalls sogar Gerölllawinen gefahren, hätte es wirklich gefährlich werden können. In langsamer Fahrt ging es also über die Hauptstraße zurück nach Montan, wo wir am späten Nachmittag am Hotel eintrafen. Damit blieb allen noch etwas Zeit, die Vorzüge des noblen Hotels "Tenz" zu nutzen, wie z. B. den Swimmingpool. Und da sich auch die Gewitter wieder verzogen hatten, konnten wir den Abend bei einem lauen Lüftchen gemeinsam auf der Terrasse genießen.
Bis zum Start am Samstagmorgen hatten alle ihre Zettis wieder vollgetankt, und fast jeder hat es geschafft, seinen Zetti noch zu waschen. Angesichts des schönen Sommerwetters an diesem Tag eine gute Entscheidung. Mit 14 strahlenden Flitzern ging es wieder auf Tour, diesmal auf die östliche Seite des Etschtals. Nach Mendelpass und Gampenjoch fuhren wir über Meran zum Jaufenpass und weiter über das 2215m hohe Penserjoch. Die letzteren Pässe wurden von den meisten wieder in schneller Fahrweise bewältigt, was mal wieder einen vorzeitigen Tankstopp in Sterzing für die M-Roadster und den Über-Z3 nach sich zog, der unsere Tour die ganze Zeit souverän anführte. Das Öffnen der Motorhaube unseres Führungsfahrzeugs auf dem Penserjoch rief nicht nur bei den Teilnehmer der Tour große Augen hervor, auch bei anderen Interessierten, die in unglaublicher Schnelle eine Menschentraube um das hellblaue Ungetüm bildeten, gab es neugierige Blicke. Und die Mitteilung der technischen Eckdaten, insbesondere des Durchschnittsverbrauchs, ließ dann viele Augen noch deutlich größer werden. Und man bedenke, diese Tour läuft seit dem Paso di Manghen ohne Reserve-Kanister.
Die weitere Strecke führte uns hoch über dem Etschtal in Richtung Norden zurück. Der Aufstieg nördlich von Bozen gipfelte mit dem Überfahren einer absolut einmaligen Kuppe. Urplötzlich war der Z3 vor mir nach unten verschwunden. Ich machte mich groß, um über die Motorhaube zu schauen, wo er denn abgeblieben war. Schwupps, da war auch meine Motorhaube urplötzlich nach unten verschwunden - Wahnsinn! Was für eine Strecke! Diese Kuppe nur etwas schneller als mit Schrittgeschwindigkeit zu fahren, würde bestimmt einen 10m Weitsprung des Zettis bedeuten. Nur das tue ich ihm doch besser nicht an.
Danach gab es aber wieder mehr fürs Auge als für die Magengrube. Die ultraschmale Straße führte über malerische Bergdörfer und eine wackelige Holzbrücke vorbei an wunderschönen Wasserfällen. Hin und wieder wurde auch der Blick nach rechts auf das tiefgelegene Etschtal freigegeben. Beeindruckt hat mich neben der Landschaft auch die Freude, die uns viele Südtiroler entgegengebracht haben. Wenn wir mit unserer Kolonne durch die kleinen Ortschaften fuhren, haben Männer, Frauen und vor allem Kinder uns freudestrahlend zugewunken. Diese Herzlichkeit in Verbindung mit dem mediterranen Stil der Region macht Südtirol für mich unvergesslich. Hier lohnt es sich Urlaub zu machen!
Den Weg runter ins Tal fanden wir bei Klausen. Nun wollten wir auf der westlichen Seite des Etschtals noch eine abschließende Runde drehen. Und was alle in dem Moment dachten, obwohl keiner es auszusprechen wagte, machte uns dann einer unserer Zettis unmissverständlich klar: "Mir ist heiß! Ich brauche eine Pause in dem Biergarten hier!" Er hätte sich wirklich keinen besseren Ort aussuchen können. Und nach einer halben Stunde ging es dem kleinen Flitzer wieder gut, genauso wie allen Teilnehmern, die sich zwischenzeitlich bei Apfelschorle oder anderen kühlen Getränken erholt hatten.
Der krönende Abschluss der Tour war dann zweifelsfrei das 2117m hohe Würzjoch. Diese Straße wäre in Deutschland allenfalls als besserer Feldweg durchgegangen. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, diese Schlucht mit einem Z3 zu befahren. Aber trotz unzähliger Holzbrücken und einer Straßenbreite gerade mal so breit wie das Heck meines Zettis gab es keine Aufsetzer, auch nicht wenn der Gegenverkehr uns mal zum Ausweichen in die Wiese zwang. Und die wilde Natur Südtirols konnten wir hier noch mal so richtig genießen. Wir fuhren bis zum Sonnenuntergang und als wir spät abends unser Hotel wieder erreichten, klang für uns alle die wunderschöne Südtirol-Tour 2004 beim Abendessen auf der Terrasse aus. Bis dahin hatten wir auf rund 1200km rund 30.000 Höhenmeter überwunden, unglaublich! Die Heimfahrt am nächsten Tag geschah im Anschluss an das noch gemeinsame Frühstück in Eigenregie, wobei natürlich einige, die noch immer nicht genug hatten, in kleineren Gruppen das Timmelsjoch oder den Kühtaier Sattel für den Weg über die Alpen nutzten.
Ganz wichtig ist noch abschließend zu bemerken, dass trotz langsamer Winzertraktoren, unzähliger Motorrad- und Fahrradfahrer und diversen Kühen und Ziegen auf der Straße es nie zu wirklich gefährlichen Situationen kam. Dank vorbildlicher Disziplin aller Teilnehmer und natürlich der perfekten Organisation durch den Z3 roadster Club Deutschland e. V. wurde die Südtirol-Tour 2004 für alle ein absolutes Tour-Highlight. Und hoffentlich heißt es bald wieder "Fahren bis zum Sonnenuntergang" in Südtirol!