facebook
offizieller_Club

Urlaub in der Toskana 2005

Schon im Vorfeld versprach diese Tour etwas ganz besonderes zu werden: Noch nie hat der Z3 roadster Club Deutschland e.V. eine Tour organisiert, die länger als vier Tage dauerte. Noch nie ging eine Tour in eine Region, die so weit von Deutschland entfernt ist. Und noch nie hat eine Club-Tour den Anspruch erhoben, ein vollwertiger Urlaub zu sein. Urlaub mit dem Z3 roadster Club? Jawohl, diese Tour war ein richtiger Urlaub mit allem was dazugehört. Aber fangen wir ganz von vorne an:


Der erste Tag

Offizieller Beginn der einwöchigen Tour der Superlative war Mittwoch, der 25.05.05. Um 8.30 Uhr, nachdem alle Fahrzeuge mit Funk ausgestattet waren, ging es in Oberhausen-Berg im bayerischen Voralpenland mit vorerst vier Zettis los. Den nächsten Zetti sammelten wir kurz vor Garmisch an einem Rastplatz auf. Damit war die Truppe, die in dieser Formation die Alpen überqueren sollte, zunächst vollständig.

Bei traumhaft schönen Sonnenwetter, wenn auch in der früh noch etwas kühl, fuhren wir über Seefeld und Innsbruck in Richtung Brenner. Hier führte uns das erste Mal unser Navigationsgerät im Führungsfahrzeug an der Nase herum. Eigentlich wollten wir ja die Brenner-Staatsstraße fahren, um die Maut für die Europabrücke zu sparen, aber "Elsa" - wie wir liebevoll unser Navi tauften - wollte uns nicht so recht verstehen und schickte uns zielstrebig auf die Autobahn. Es sollte nicht der einzige Streich von Elsa bleiben...

Die Autobahn war glücklicherweise wenig befahren, so dass wir zügig vorankamen. In Südtirol stieß dann, genau wie verabredet, ein sechster Zetti dazu, um sich unserer Gruppe anzuschließen.

Von den obligatorischen Tankstopps abgesehen, deren Häufigkeit durch unseren einzigen M-Roadster im Feld diktiert wurden, flogen wir im Eiltempo der Toskana entgegen. Wir lagen sogar so gut in der Zeit, dass wir beschlossen, nicht komplett über Autobahn bis zu unserem Hotel zu fahren, sondern etwas schöne Landstraße am Schluss der Strecke mit einzubauen. "Befragen wir doch mal Elsa..." - "Kein Problem: Nächste Ausfahrt runter und dann immer über kleine Straßen nach Monteriggioni." Und ab ging es in den nachmittaglichen Berufsverkehr von Florenz!

Ich dachte immer, dass ich einiges schon gewohnt bin, aber heute bin ich bezüglich nervenaufreibender Verkehrssituationen um einige Erfahrungen reicher: Im Doppelpack angeordnete Bahnschranken, suizidgefährdete Zweiradfahrer rechts, links, hinten und vorne, und das alles gleichzeitig, Kreisverkehre, spaßeshalber auch mal mit Vorfahrt achten im Kreisverkehr, Verkehrsregeln, die aufgrund der Fülle ohnehin keiner mehr beachtet, und wer nicht die Vorfahrt missachtet, wird gnadenlos angehupt. ... "Wieviele Spuren hat diese Straße eigentlich, vier oder sechs?" - "Ich weiß nicht, es hat sich niemand die Mühe gemacht, weiße Striche aufzumalen." Und dann mit sechs Zettis hintereinander durch das Chaos. Zwischenzeitlich haben wir mehrfach, ohne dass ich es gemerkt habe, die Reihenfolge getauscht und obendrein noch einen Zetti verloren. Wo genau das passiert ist, weiß ich bis heute nicht. Dank Funk und Handy haben wir uns am Rande von Florenz aber wieder gesammelt. Und kein Auto hat auch nur eine Schramme davongetragen. Was für ein Glück!

Damit sollte die Anreise aber noch nicht zu Ende sein. In Poggibonsi, ein kleines Städtchen auf dem Weg nach Monteriggioni, war der Stadtverkehr kaum weniger chaotisch, und auch hier gab es einen Bahnübergang. Also sammelten wir uns wieder am Ortsausgang auf einem kleinen Parkplatz. Genau diesen Sammelplatz sollten wir noch zwei weitere Male nutzen, was ein paar Teilnehmern sichtliche Freude bereitete. Der sehr glatte Straßenbelag im Bereich der Parkplatzausfahrt in Kombination mit dem deutlichen Anstieg der Straße luden zu provozierten Drifts und Powerslides geradezu ein. Und beim ersten Mal sind bestimmt einige ganz plötzlich wieder wach geworden, oder?

So langsam neigte sich bereits der Abend. Wären wir über die Autobahn gefahren, hätten wir bestimmt zwei Stunden gespart, hätten aber nur halb so viel erlebt. Ein letztes Erlebnis allerdings wartete auf uns alle noch: Unser Hotel war nur über eine "strade bianche", eine berühmtberüchtigte toskanische Staubstraße erreichbar. Klasse! Nach der langen Fahrt waren die bis dahin halbwegs sauberen Zettis mit einer dicken Staubschicht gepudert, und das innen wie außen. Tja, unser vier Sterne-Hotel hat eine Zufahrt, die nicht mal einen Stern verdient...

bild 1 bild 2 bild 3

Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, bezogen wir schnell unsere Zimmer. Schließlich galt es ja, die anderen Teilnehmer der Tour zu begrüßen, die teilweise schon seit einigen Tagen dort Urlaub machten und somit unabhängig von uns angereist waren. Einige waren sogar so clever und haben den Autoreisezug bis Livorno genutzt. Damit haben sie die vielen Kilometer Anfahrt ganz entspannt zurückgelegt, ohne dass der Zetti gefordert wurde.

Zum Tagesabschluss gab es noch ein hervorragendes toskanisches Vier-Gänge-Menü als Abendessen in unserem wunderschönen Hotel "Borgo San Luigi". Und so klang der erste und wahrscheinlich anstrengendste Tag der Tour - wenn man vielleicht von der Heimreise einiger Teilnehmer absieht - bei einem Glas Chianti Classico oder einem kühlen Bier auf der Hotelterrasse am Pool aus.


Der zweite Tag

Für den zweiten Tag war kein festes Programm vorgesehen. Nach der anstrengenden Anreise sollte der Tag eigentlich zur Erholung sein. Das ist ein Novum für eine Club-Tour und natürlich nur realisierbar, wenn die Tour auch über eine längere Zeit geht. Der große Freiraum für die persönliche Gestaltung des Tagesablaufs macht aber gerade einen Urlaub aus, womit wir wieder beim Anspruch der Tour wären. Und wie sonst sollte es möglich sein, die vielen Vorzüge unseren Luxushotels, das auf dem Gelände eines ehemaligen Gutshofs mit einer 60.000 Quadratmeter großen Parkanlage errichtet wurde, zu nutzen.

Interessanterweise war der Bedarf, im erfrischenden Hotelpool mit geradezu olympischen Ausmaßen zu baden oder einfach nur in der Sonne zu liegen, gar nicht so groß wie gedacht. Stattdessen hatten sehr viele Lust, die Umgebung zu erkunden und einen ersten Eindruck von der wunderschönen Toskana zu gewinnen. So kam der spontane Vorschlag, ins nicht weit entfernte San Gimignano zu fahren, für viele gerade recht. In kleinen Gruppen wurde der Weg bis dahin bewältigt und das historische Städtchen erwandert.

San Gimignano wird zurecht auch das Manhattan der Toskana genannt. 15 Türme, die sogenannten Geschlechtertürme, stehen dichtgedrängt auf dem kleinen Hügel. Ihren Ursprung haben die Türme bereits im Mittelalter. Sie wurden von den ortsansässigen Familien errichtet, da man sich in dem Glauben wähnte, Krankheiten würden sich nur am Boden ausbreiten und hoch oben wäre man sicher. Zudem dienten die Türme auch zur Demonstration von Macht und Reichtum der Besitzer.

bild 4 bild 5 bild 6

Ganz entspannt genossen wir ein hervorragendes Eis, angeblich das beste der Welt, oder eine kühle Limonade auf der Piazza della Cisterna von San Gimignano. Und ganz entspannt bummelten wir auch wieder zurück, um in aller Ruhe über die wunderschön gewundenen Landstraßen der Toskana wieder Richtung Hotel zu fahren. Abseits der Städte ist der Straßenverkehr in Italien regelrecht ruhig. "War das da gerade nicht eine Radarkontrolle?" "Ja schon, aber die Carabinieri kassieren zur Zeit nicht. Der Plausch mit einer Passantin ist gerade wichtiger als der Blick auf das Anzeigegerät."


Der dritte Tag

Am dritten Tag war es dann endlich soweit: Eine gemeinsame Ausfahrt durch die Toskana stand an. Um 10.00 Uhr ging es nach einem kurzen Briefing mit allen zehn Zettis auf in Richtung Süden. In langsamer Fahrt bewegten wir unsere Kolonne über die Sandstraße. "Hey, da! Wer tanzt denn da aus der Reihe? Blumenpflücken ist während der Fahrt verboten!"

über Siena, das wir später noch ausführlich besichtigen sollten, fuhren wir zum Castello di Brolio, eines der zahlreichen Schlösser in der Toskana. Hier war Zeit für eine kurze Zwischenpause und eine ausgiebige Besichtigung der schönen Gartenanlage. Von der hohen Schlossmauer herab hat man einen tollen Ausblick über die sanfte Hügellandschaft, wo der berühmte Chianti, der Wein der Region, angebaut wird. Das Castello selbst ist leider nicht zu besichtigen, da es sich in Privatbesitz befindet und der Schlossherr noch selbst in seinen Gemächern wohnt.

Zügig ging es anschließend weiter über kurvenreiche Landstraßen nach Radda in Chianti. Hier gibt es eine unvergleichliche Pizza in einem kleinen Lokal direkt an der glücklicherweise wenig befahrenen Ortsdurchgangsstraße. Serviert auf wagenradgroßen Holzbrettern, ein hauchdünner, knuspriger Teig, belegt mit allem, was das Herz begehrt, italienischer kann eine Pizza wirklich nicht sein. In dieser Umgebung und bei diesem schönen Sommerwetter lässt es sich so richtig genießen.

Aber nur zum faulen Herumsitzen und Genießen sind wir ja nicht in die Toskana. Wir wollten ja auch Roadster fahren. Und die Straßen der Toskana haben einiges zu bieten. So lotsten uns Christine und Friedhelm, unsere Tourorganisatoren, entlang der "Strada in Chianti" bis nach Greve und weiter über eine kleine Bergstraße nach Montefioralle. Die Ortsdurchfahrt ist hier so unglaublich schmal, dass ein Zetti nur so gerade eben durchpasst. Mehr als ein Zentimeter Luft blieb rechts und links nicht! Da waren plötzlich die breiteren Modelle mal im Nachteil. Aber Dank spontaner Einweisehilfe von Jörg blieben alle Radläufe heile. Und was wir alle nicht wussten: Auch dieses war wieder ein Streich von Elsa und keinesfalls geplant!

bild 7 bild 8 bild 9

Weiter ging es durch schmale Gassen, durch die ich alleine bestimmt nie gefahren wäre. Plötzlich kreuzte ein Haus weiter vorne ein Zetti von rechts. - Hä? Aber ja doch! Einmal rechts abbiegen, zweimal linksrum um das Haus und ich war auf der gleichen Straße. Und das war auch gut so, denn der direkte Weg hätte diesmal definitiv die Radläufe hinten gekostet.

Der Weg nach Hause führte uns wieder über Poggibonsi und den bereits erwähnten Parkplatz mit der schlüpfrigen Ausfahrt. Herrlich! Wieder im Hotel angekommen, genossen wir wie jeden Abend unser ausgezeichnetes Abendessen auf der Terrasse am Pool. Und auch an diesem Abend saßen wir noch bis lange nach Sonnenuntergang zusammen und unterhielten uns über dies und das und vor allem über die Erlebnisse vom Tage.


Der vierte Tag

Der vierte Tag stand ganz im Zeichen des Chianti. Nachdem der Vormittag zur freien Verfügung war und einige es tatsächlich gewagt hatten, ihre Zettis zumindest von Fliegenkadavern und Bremsenstaub bei einer nah gelegenen Tankstelle zu befreien - was für eine vergebliche Liebesmühe bei dieser unbarmherzigen Staubstraße - , wurden wir mittags von einem Bus abgeholt, mit dem wir zum Weingut "Aiola" fuhren. Zunächst besichtigten wir den Weinkeller und ließen uns einiges über den berühmten Wein der Toskana erzählen. Aber unser eigentliches Ziel war natürlich, den guten Tropfen ausgiebig zu probieren. Auf der Dachterrasse des Weinguts, die eine herrliche Aussicht über die Weinberge ringsherum bot und obendrein mit einem schattenspendenden Dach ausgestattet war, bekamen wir ein Glas nach dem anderen angeboten. Zusätzlich gab es Ciabatta, Salami, Schinken und Käse aus der Region. Glücklicherweise musste ja keiner mit dem Auto nach Hause fahren, so dass beim Wein jeder ohne Reue zugreifen konnte. So folgte auch logischerweise, dass im Anschluss an die Weinprobe einige Flaschen Wein den Besitzer wechselten, frei nach dem Motto: "Irgendwo wird die schon noch in den vollgepackten Zetti reinpassen."

bild 10 bild 11 bild 12

Den Rest des Tages verbrachten wir wie so oft schon am Pool in der Sonne oder auch im Pool, um uns wieder abzukühlen. Nur dieser Abend war etwas kürzer als die letzten, den der nächste Tag warf schon seine Schatten voraus.


Der fünfte Tag

Bereits um 9.00 Uhr trafen wir uns am fünften Tag bei unseren Zettis am Parkplatz. Das gemütliche Fahren sollte noch etwas auf sich warten lassen, denn erst einmal war Eile geboten. Bereits um 10.00 Uhr sollten wir uns in Florenz mit unserem Stadtführer treffen. Das war nur zu schaffen, indem wir schnurstracks auf die "superstrada", eine mautfreie Schnellstraße, Richtung Florenz fuhren. Bei dem Gedanken daran, durch Florenz mit dem Auto zu fahren, keimten schon böse Erinnerungen in mir auf. Aber siehe da, am Sonntagmorgen ist der Verkehr in Florenz so entspannt wie die typisch italienische Gemütlichkeit. So hielt sich unsere Verspätung in Grenzen und wir erreichten sicher unser Ziel, ein Parkgarage am Hauptbahnhof von Florenz.

Die Augen einiger Teilnehmer wurden allerdings riesengroß, als wir verstanden, wie das in einer italienischen Parkgarage in der Großstadt so läuft. Schlüssel stecken lassen, das Auto wird von Mitarbeitern der Parkgarage geparkt. Und unser Blick war frei auf fast unendlich viele Doppelstockparkplätze, auch bekannt als Duplex-Stellplätze. "Wie bitte? Ich soll meinen Zetti von einem Fremden in einen Parkplatz fahren lassen? Und dann auch noch auf einen Duplex-Stellplatz?" O.k., ich gebe auch meine ersten Bedenken offen und ehrlich zu. Aber bei näherer Betrachtung waren die Autos sicherlich in der Tiefgarage besser untergebracht als auf irgendeinem Parkplatz an der Straße draußen. Und wer könnte ein fremdes Auto besser einparken als jemand, der tagtäglich fremde Autos einparkt. Und abschließend sei dazu noch erwähnt, das selbstverständlich kein Zetti auf einem Duplex-Stellplatz stand. Es gab schließlich auch ein paar normale Stellplätze.

Mit etwas Verspätung, auch weil einige unbedingt noch ein stilles örtchen vor der Führung aufsuchen mussten, trafen wir unseren Führer Simone, einen gebürtigen Florentiner, der einige Jahre in Deutschland studiert hatte und daher hervorragend deutsch sprach. Sein Wissen über die Stadt war immens, und er konnte es uns auch mit typisch italienischem Charme auf sehr sympathische Weise vermitteln. Wir folgten Simone angefangen bei der Kirche Santa Maria Novelle über die Piazza della Repubblica, den Dom Santa Maria del Fiore, den Pallazzo Vecchio und die Uffizien bis hin zur Ponte Vecchio. Obwohl wir wirklich alle wichtigen Sehenswürdigkeiten von Florenz gesehen haben, war die Führung äußerst kurzweilig. Nebenbei erfuhren wir nette Anekdoten, die bestimmt in keinem Reiseführer erwähnt werden, beispielsweise wie die Florentiner nach dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft Italiens 1982 den Neptunbrunnen auf der Piazza della Signoria in den Landesfarben grün weiß rot anmalten. Unsere Stadtführung endete am Glücksbrunnen von Florenz, einer Wildsau, der Wasser aus dem Maul rinnt. Es heißt, wer eine Münze ins Maul der Wildsau legt, die genau in den Brunnen darunter fällt, dem wird Glück und Reichtum widerfahren. Und wer die Schnauze der Wildsau streichelt, der kehrt früher oder später nach Florenz zurück. Natürlich ist klar, was jeder von uns erst mal machen musste. Schließlich wollten wir doch alle irgendwann an diesen schönen Ort zurückkehren. - Oder hat da jetzt jemand etwa an die versprochenen Reichtümer gedacht?

Angesichts der sehr heißen Temperaturen sehnten sich alle mehr nach einer Erfrischung als nach Reichtümern. Also kehrten wir zielstrebig in ein Lokal an der Piazza della Signoria, um eiskalte Getränke zu uns zu nehmen. Aber zwei Teilnehmer waren noch nicht müde. Sie wollten tatsächlich die 414 des Campanile, des Glockenturms des Doms, hochsteigen, um die herrliche Aussicht zu genießen. Natürlich gibt es keinen Fahrstuhl! Gesagt, getan. "Wie lange dauert der Auf- und Abstieg üblicherweise?" "50 Minuten." "O.k., wir haben nur 30 Minuten, das muss reichen." Und wer sich jetzt an den Kopf fasst, der schaue als Antwort die unglaublichen Fotos an. Wenn sich das nicht gelohnt hat...

bild 13 bild 14 bild 15

Nachdem wir alle unsere selbstverständlich heilen Autos wieder in Empfang genommen hatten, fuhren wir über eine kleinen Abstecher wieder Richtung Hotel. Unser Zwischenziel war Artimino westlich von Florenz. Der Weg dorthin führte uns über eine einspurige, wacklig anmutende Brücke über den Arno. Der nachfolgende Anstieg der Straße ist beeindruckend. Es dürften bestimmt mehr als 20% Steigung gewesen sein.

Artimino war gut besucht, so dass wir weiter außerhalb an der hier nicht so steilen Straße parken mussten. Der Grund für den Besucherandrang ist simpel: Hier - und davon konnten wir uns alle ausgiebig überzeugen - gibt es wirklich das allerbeste Eis der Welt! In einer winzigen Gelateria am mittelalterlichen Wehrturm des kleinen Städtchens, das mit seinen schmalen Gassen und niedlichen Häuschen fast eine Puppenstube wirkt, wird es hergestellt. Ich hörte sogar, dass sich einige viermal Nachschub holten. Außer Eis bietet Artimino übrigens noch einen schönen Blick auf Florenz und die Villa der Medici, die auf einem benachbarten Hügel hinter unzähligen Olivenbäumen liegt.

bild 16 bild 17 bild 18

Wer glaubt, wir hätten langsam genug an diesem Tag erlebt, dem sei gesagt, der Tag war noch nicht zu Ende. Der Heimweg führte uns zunächst den gleichen Weg zurück, die enorme Steigung herunter, über die einspurige Brücke und dann weiter Richtung Poggibonsi mit dem inzwischen wohlbekannten Parkplatz und der noch besser bekannten Ausfahrt. Einmalige Pinienalleen säumten unseren Weg. Alle fuhren nahezu Gedankenversunken vor sich hin, als plötzlich über Funk ein Aufschrei durchkam: "Aaaah! Ameisen!" "Nun stell Dich doch wegen einer so kleinen Ameise nicht an." "Nein, ganz viele Ameisen. Da ist ein Nest im Beifahrerfußraum!" Nun gut, diese akute Notsituation erforderte natürlich einen sofortigen unplanmäßigen Zwischenstopp. Und nachdem das Nest notdürftig entfernt war und mehr oder weniger alle Ameisen in die Flucht geschlagen waren, kamen in uns einige Fragen auf: Wie lange brauchen Ameisen eigentlich, um ein Nest zu bauen? Wo und wann haben die Ameisen wohl den Zetti erobert? Und können Ameisen auch hereinkommen, wenn das Verdeck zu ist? Fragen über Fragen...

Aber bis zum Abendessen war das Thema schon fast wieder vergessen. Und auch wenn sich einige lange weigerten, ihren angestammten Platz am Pool zu verlassen, heute hatten wir keine Chance unser Essen draußen zu genießen. Ein kurzer aber heftiger Gewitterguss machte es ziemlich ungemütlich. Zum geselligen Bier nach Sonnenuntergang war der Regen jedoch schon wieder verflogen und es auf der Terrasse wieder gemütlich. Und es sollte der einzige Regen bleiben, den wir auf dieser Tour zu sehen bekamen.


Der sechste Tag

Am sechsten Tag stand schließlich die Besichtigung von Siena an. Die kurze Strecke dorthin war schnell bewältigt, ein Parkplatz im Schatten einer hohen Mauer auch schnell gefunden. Im Gegensatz zu Florenz zogen wir es in Siena vor, die Stadt in kleinen Gruppen ohne fachkundigen Führer zu entdecken. Der Piazza del Campo war leicht zu finden, man musste sich ja nur nach dem Torre del Mangia, dem großen schlanken Turm des Palazzo Pubblico richten. Viele von uns nutzen die Chance, in den unzähligen kleinen Lädchen um den Piazza del Campo nach schönen Andenken zu suchen. Einige besichtigten natürlich auch den Dom von Siena Santa Maria della Scala, oder sie schauten bei einem kühlen Glas Wasser dem Straßenclown zu, der auf der Piazza del Campo Touristen auf den Arm nahm und nebenbei den Flugverkehr der Tauben zu regeln versuchte. Köstlich! Wer mal nach Siena kommt, der achte auf den Mann mit der roten Mütze und dem Köfferchen.

bild 19 bild 20 bild 21

Die Rückfahrt von Siena zum Hotel geriet für ein paar Teilnehmer, die noch einen Supermarkt aufsuchen wollten, zu einem erneuten Abenteuer. Man munkelt, Navi Elsa soll wieder ihre Finger im Spiel gehabt und uns arme ortsunkundige deutsche Autofahrer verkehrt herum in eine Einbahnstraße gelotst haben. Was für ein böses Spielchen.

Das Abendessen fand diesmal ausnahmsweise nicht im Hotel statt. Für ein nobles und speziell toskanisches Abendessen fuhren wir mit unser Zettis nach Colle di Val d'Elsa zum Restaurant l' antica trattoria. Navi Elsa hatte sich glücklicherweise wieder beruhigt und führte uns, obwohl die Adresse nicht auf der Karte verzeichnet war, auf direktem Weg ans Ziel. Ich habe mir kaum vorstellen können, dass unser edles Hotelessen noch übertroffen werden konnte, aber es ging. Der Küchenchef zauberte traumhafte Gerichte mit herrlichen Saucen. Nicht zuletzt hier wurde mir klar, in die toskanische Küche könnte ich mich verlieben.

Zu fortgeschrittener Stunde ging es natürlich bei geöffnetem Verdeck - na ja, zumindest bei ein paar Zettis - zurück in unser Feriendomizil, wo wir den Abend auf der Terrasse noch bei Bier und Wein ausklingen ließen.


Der siebte Tag

Der siebte und für die meisten letzte Urlaubstag war ohne vorgegebenes Programm. Und das war auch gut so. Für viele Teilnehmer waren die heißen Tage und die letzten Besichtigungstouren so anstrengend, dass der Bedarf an Unternehmungen erst mal gedeckt war. Der Wunsch nach Sonnenbaden und Relaxen war dafür umso größer. Schade nur das ausgerechnet heute aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen das Wasser aus dem Pool abgelassen wurde. Da musste die erfrischende Abkühlung halt von innen erfolgen.

Einige Teilnehmer haben jedoch tatsächlich den letzten Tag noch genutzt, um zum Mittelmeer zu fahren und wenigstens den kleinen Zeh mal darin zu baden. Gegen Abend waren dann aber alle wieder beisammen, so dass bei einem kleinen Sektempfang mit Käse und Salami der offizielle Abschluss dieser wirklich einmaligen Tour gebührend gefeiert werden konnte.

bild 22 bild 23 bild 24

Der achte Tag

Insgesamt sieben Zettis traten am nächsten Morgen die Heimreise an. Im Pulk fuhren anfänglich fünf Autos, von denen noch viere nach einiger Verzögerung Dank mehrerer Straßensperrungen am selben Tag die Alpen überquert haben. Die anderen reisten alleine Richtung Heimat und legten noch Zwischenstationen in Südtirol oder am Gardasee ein. Und für die letzten Teilnehmer der Tour endete der Urlaub in der Toskana erst am darauffolgenden Samstag, der einzige Tag, an dem ein Autoreisezug von Livorno nach Deutschland fährt.

Rückblickend war diese Tour in jeglicher Hinsicht absolut einmalig. Angefangen von der herrlichen Landschaft der Toskana mit den vielen Sehenswürdigkeiten und der berühmten italienischen Lebensart bis hin zum hochsommerlich warmen Wetter, bei dem ich nicht einen Meter mit geschlossenem Verdeck gefahren bin - inklusive An- und Abfahrt versteht sich! Das ist wohl rekordverdächtig.

Einmalig war auch unser Hotel "Borgo San Luigi", das gekonnt den hohen Standard mit unverwechselbaren toskanischem Ambiente verband. Dabei störte lediglich ein wenig der Service, der eher italienisch bodenständig war und durchaus Verbesserungspotenziale aufgewiesen hat. Und schließlich waren auch die qualitativ sehr hochwertigen Roadbooks der Tour absolut gerecht, durchweg in Farbe und für jeden mit einem persönlichen Foto auf der ersten Seite verschönert.

Mein ganz herzlicher Dank richtet sich an Christine und Friedhelm, die mit ihrer guten Kenntnis der Toskana diese Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis für uns alle gemacht haben. Christine und Friedhelm - ihr wart Spitze! Danke, dass ihr diese Tour angeboten habt! Zum Schluss möchte ich noch ein Lob an alle Teilnehmer der Tour aussprechen. Der gute Zusammenhalt der Gruppe einerseits, sowie der hohe Grad an Disziplin und große Flexibilität der Teilnehmer andererseits haben die Tour zu einem erholsamen und schönen Urlaub gemacht. Und damit wären wir wieder bei dem Anspruch der Tour angelangt. Ja, es war ein richtiger Urlaub. Wie wäre es denn, wenn wir nächstes Jahr wieder Urlaub mit dem Z3 roadster Club machen würden?

Martin Rehkate

Mehr Bilder von der Toskana-Tour gibt es in der Fotogalerie.