Für das vorletzte Augustwochenende hatten Monika und Heinz Rosentreter wie im letzten Jahr ins Bergische Land geladen. In 2009 fuhren wir eine Rätselrallye nach Chinesenzeichen. Für dieses Jahr war das auch geplant, natürlich mit einer anderen Streckenführung und neuen Rätselaufgaben, aber die leider sehr geringe Teilnehmerzahl hätte den Aufwand, eine solche Rallye vorzubereiten, nicht gerechfertigt. Dennoch waren Monika und Heinz bereit, die Tour stattinden zu lassen, dann eben geführt und ohne Rätsel. Acht Personen in fünf Zettis waren dazu angereist, und keiner hat es bereut.
Im Hotel Große Ledder bei Wermelskirchen wurden wir auf der idyllischen Terasse mit einem hervorragenden Abendbuffet begrüßt. Nach übermäßiger Hitze im Juli und vielen Regentagen danach hatte das Wetter endlich ein einsehen. Es war sonnig und warm, aber nicht zu heiß. Eben ein wunderschöner Abend, den man am besten mit guten Freunden und bei Bier und Wein auf der Terasse genießt. Deswegen blieben auch alle bis nach Mitternacht.
Die Nacht war kurz, das Frühstücksbuffet mindestens genau so gut und reichhaltig wie das Abendessen und bei Kaffee oder Tee wurden alle schnell wieder munter. Pünktlich um 9.30 Uhr versammelten wir uns auf dem Hotelparkplatz, um das Tagesprogramm zu besprechen. Als Ziel für die Mittagspause peilten wir die Burg Altena an, ein Kaffee war für den späteren Nachmittag am Biggesee vorgesehen. Kurz noch die Reihenfolge der Fahrzeuge festgelegt: "Der pistaziengrüne Zetti fährt hinten. Der ist gut zu erkennen." Klar, bis auf den dunkelgrünen Zetti unserer Tourorganisatoren waren alle anderen Zettis im schwarzen Einheitslook angetreten. Wie gut, dass wir wenigstens ein paar Farbtupfer im Club haben.
Los gings über kleine und kleinste Sträßchen des Bergischen Lands in Richtung Sauerland. Diese Strecke hatte es wahrlich in sich. Traumhafte Landschaften, malerische Talsperren, Serpentinen wie auf Alpenpässen... Anspruchsvoll war die Route auch. Auf engen Straßen mussten wir es managen, ganze Mannschaften von Rennradfahrern zu überholen - obwohl sie Berg runter eigentlich genauso schnell waren wie wir - und gleichzeitig ungeduldige Motorradfahrer, die uns wiederum überholen wollten, vorbeizulassen. An Motorradfahrern wimmelte es ohnehin in der Gegend, da ein regionaler Motorradclub an diesem Tag zu einer Orientierungsrallye geladen hat. Hey, da hätten wir doch eigentlich mitfahren können. Dann hätten wir wieder unsere Rallye gehabt.
Lustig waren übrigens viele Ortsnamen entlang unseres Weges. In "Anschlag" hatten wir das Gefühl eines Anschlags auf unsere Riechorgane. Jedenfalls wussten wir in dem Moment: "Jetzt sind wir auf dem Land." Ob der Ortsname "Habenichts" auch Rückschlüsse auf die Besitztümer der Ortsbewohner zulässt, konnten wir nicht überprüfen. Dafür stellten wir fest, dass Kassierer von Tankstellen nicht zwingend wissen, welche Nummer welche Zapfsäule hat. Ob diese dann in "Weissnichts" wohnen, ist uns nicht bekannt. Aber wir wohnen jedenfalls nicht in "Weissnichts".
In Altena angekommen, prüften wir zunächst die Belastbarkeit der Handbremsen unserer Zettis und parkten am Steilhang zur Burg hinauf. Nachdem wir alle Vertrauen darin gewonnen hatten, unsere Lieblinge nach der Burgbesichtigung auch wieder am gleichen Platz wiederzufinden, wollten wir die Belastbarkeit des Aussichtsbalkons der Burg Altena testen. Dieser gehört zum dortigen Restaurant, ist hölzern und freitragend direkt vor die Burgmauer hoch über der Stadt gesetzt und hätte uns genau ausreichend Platz geboten. Die Sonne brannte jedoch auf diese Seite der Burgmauern, so dass wir ein schattiges Plätzchen im Burghof vorzogen. Sonne hatten wir auf der Fahrt schon in ausreichender Menge genießen dürfen.
Nach einem ritterlichen Mal, bei dem das Schweineschnitzel Wiener Art definitiv aus der Pfanne kam und nicht aus der Fritöse - so große Fritösen gibt es nicht -, beeilten wir uns, um noch einen Kaffee am Biggesee genießen zu können. Das hochsommerliche Wetter, das auch viele Badegäste an die Talsperre trieb, verwandelte den Kaffeedurst in großen Durst auf alkoholfreie Biere und Saftschorlen, die es hier reichlich gab.
Die letzte Etappe, geprägt von urplötzlich auftauchenden fiesen Radarfallen, führte uns zurück in unser Hotel Große Ledder, wo uns noch zum Abschluss der Tour ein leckeres Drei-Gänge-Menü erwartete. Und auch wenn einigen schon die Augen zufielen nach der langen Tour bei herrlichstem Sonnenschein, so blieben alle doch wieder sehr lange auf der Anfangs schon erwähnten idyllischen Terasse sitzen. Wir genossen die tolle Gemeinschaft und tauschten uns über die schönen Erlebnisse des Tages aus.
Nach einer weiteren kurzen Nacht gab es ein wie gewohnt gutes Frühstück für alle auf der schon viel gewürdigten Terasse. Es sollte die letzte Aktoion im Trockenen sein, denn beim Gruppenfoto danach hatte der Regen das Bergische Land erreicht und die ersten Tropfen fielen. Nach herzlicher Verabschiedung trennten sich unsere Wege. Nicht jedoch bevor wir unseren Tourorganisatoren ein ganz liebes Dankeschön ausgesprochen hatten. Darüber waren sich alle einig: Das Bergische Land ist immer eine Reise wert. Und gerne wollen wir auch mal wieder nach Chinesenzeichen fahren, aber Spaß macht es auch so!