Im schönen Sommermonat Juni haben sich 11 begeisterte Zetti - Fahrerinnen und Fahrer und ihre Copiloten getroffen, um das schöne Schwabenland wieder- und neu zu entdecken.
Die ersten Teilnehmer sind schon am Vorabend aus dem hohen Norden, der Ruhrregion und aus Berlin in Aspach angekommen, um die erste Etappe am Donnerstag ausgeruht anzutreten. Die Gemeinde Aspach, für die Touren strategisch zwischen Ludwigsburg und Schwäbisch Hall gut gelegen, beherbergt unter anderem das überregional bekannte Hotel Sonnenhof, das eine starke Verbindung zur deutschen Schlagerkultur pflegt. Regionale und nationale Künstler finden hier in regelmäßigen Abständen eine angemessene Bühne und ihr begeistertes Publikum - ein Muss für jeden Schlagerfan.
Nach dem kräftigenden Frühstück und weiteren Anreisen aus der näheren Umgebung Aspachs (Backnang, München und Ruhrgebiet) haben am ersten Tag die leider etwas dunklen Wolken ihr Versprechen gehalten: pünktlich zur herzlichen Begrüßung durch Joe und Christine haben die ersten Tropfen es leider nicht zugelassen, den Ausflug in den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer-Wald mit offenem Dach anzutreten. Auf der Fahrt durch die idyllischen Straßen im Rottal hat es sich stetig weiter ein genieselt: das Waldgebiet und die feucht-warme Luft haben zu leicht trüben Sicht ihr übriges getan, so dass wir die Schönheit der Umgebung nicht in voller Pracht genießen konnten. Die stärkende und gemütswärmende Kaffee und Kuchen Pause hat für das eine oder andere Lachen gesorgt, inklusive der allgemein gültigen und immer wahren Feststellung, dass es ja nur besser werden kann. Ein Zetti - Fahrer ist per se ein Optimist.
Und, welch' ein Wunder, die Regengötter haben sich bei so viel geballtem Optimismus vorerst verdrückt und wir konnten den Tag offen beenden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass manch' einer seine Sitzheizung bemüht hat, den Beweis hierfür müssen wir als Verfasser Euch schuldig bleiben... Mit diesem positiven Abschluss ging der erste kurze Ausflug zu Ende. Einige haben die kurze Zeit zwischen Ankunft im Hotel und Abendessen noch schnell für einen oder zwei Saunagänge genutzt, um dann gut gelaunt zum geselligen Abendessen zu erscheinen. Bei einem Glas Trollinger und guten Gesprächen ist jede verregnete Tour schnell vergessen.
Am nächsten Morgen wurde unser Optimismus belohnt und die Sonne und die Zettis strahlten um die Wette: auch hier kann ein Fremdeinwirken nicht ausgeschlossen werden (Waschen, Föhnen für die Zettis), doch fehlen hier ebenfalls jegliche Beweisfotos... Mit Lunchpaketen versorgt ging's offen wieder ins Naturpark Schwäbisch-Fränkischer-Wald über die Limes - Straße zum Weltkulturerbe Limes und eines der wiederaufgebauten Außenposten des ehemaligen Grenzübergangs zwischen dem Römischen Reich und den freien germanischen Gebieten, der Turm bei Großerlach-Grab. Herr Christoph Deuchler führte uns durch den wiederaufgebauten Grenzturm und seiner baulichen Herausforderungen und der geschichtlichen Zusammenhänge der Zeit. Der Limes war zur Abwehr systematischer äußerer Angriffe nicht geeignet und stellte daher primär keine militärische Demarkationslinie dar, sondern eher eine überwachte Wirtschaftsgrenze zum nichtrömischen Raum. Die Grenzübergänge waren zwar von Soldaten gesichert, die jedoch einen regen wirtschaftlichen Austausch ermöglichten, sowie die Anwerbung von "Auxiliarsoldaten" erlaubten und damit die Romanisierung der Bevölkerung über die Grenzen und den Limes hinaus trugen. Wir haben den Limes und seine Türme im Laufe der Tour noch mehrmals bewundern dürfen.
Im Anschluss ging es an und um den schönen Ebnisee über Ortschaften mit idyllischen Namen wie Vorderwestermurr und Althütte, Kirchenkirnberg und Gläserhof, Rauenzainbach und Kronmühle. Dazwischen zahlreiche Serpentinen, die das Herz eines jeden Zetti-Fahrers höher schlagen ließen. Ein weiteres Highlight an diesem sonnigen Tag erwartete uns im Kochertal und der Kochertalbrücke mit der Gesamtlänge von knapp 1200m und Höhe von 185m über Grund: das Passieren im offenen Zetti ringt förmlich unseren Respekt vor der Baumacht des Menschen ab. Die aus der Ferne schon als massiv wahrgenommenen Brückenpfeiler verwandeln sich beim Nähern und hindurchfahren in imposante "Betonwolkenkratzer". Zum Vergleich: der Kölner Dom ragt 157m in die Höhe während die Münchner Frauenkirche "nur" 90m aufweisen kann.
Die Kaffee und Kuchen - Pause haben wir in Dörzbach bei den Freunden der Jagsttalbahn (Schmalspurbahn) genossen: die herzliche Bewirtung und die Führung durch den Verein und seinen Schätzen haben bei vielen Teilnehmern die Eisenbahnbegeisterung aufleben lassen. Die Begeisterung für eine Sache ist allen Vereinen gemein, die Schmalspurbahn bildet hier keine Ausnahme. Die Instandsetzung der Wagons und der Wiederaufbau der Strecken erfordert viel gemeinnütziges Engagement, persönlichen Aufwand und ehrenamtlichen Einsatz, dessen konnten wir uns überzeugen.
Die Strecke führte uns an diesem wunderbaren Sonnentag weiter zum Kloster Schöntal, eine sehr sehenswerte barocke Klosteranlage, die auf eine 850 jährige Geschichte zurückblickt. Gäste und Besucher finden hier einen Ort der Besinnung und der Ruhe; wir haben uns mit einem Eis für das letzte Stück der rd. 260km Strecke des Tages gestärkt. Nach der kurzen Pause passierten wir den wohl berühmtesten Ortsteil von Schöntal und zwar Berlichingen, der sowohl geschichtlich als auch literarisch nicht unerwähnt bleiben darf. Nachdem wir uns den ganzen Tag den Wind um die Nase haben wehen lassen und das herrlich angenehm warme Cabrio Wetter genossen haben, war bei der Einkehr zum Abendessen die gute Laune am Höhepunkt. Zum allabendlichen Ritual gehörte mittlerweile der "Stammtisch": exponierter Beobachtungspunkt für strategische Gespräche zum Thema Jagdverhalten und Akquise Technik, kurzum wir haben viel gelacht und enorm viel Spaß gehabt.
Der Samstag begrüßte uns ausgesprochen unfreundlich: die Wolken waren dunkelgrau und der Regen ließ nicht vermuten, dass er bald das Weite suchen würde. Wir sind gestartet in Richtung Schwäbische Alb, die Zettis zwar aufgehübscht, jedoch hielt der Glanz nicht lange und sie mussten geschlossen bleiben.
Der Regen begleitete uns weiterhin auf unserer Fahrt über kleine Straßen und Serpentinen, zahlreiche Ortschaften und typischer Fachwerkarchitektur. Die Weitsicht war getrübt, die pittoreske Strecke kam leider nicht entsprechend zur Geltung. die Schwäbische Alb ließ sich bitten, uns ihre wahre Schönheit zu zeigen. Das erste Highlight des Tages bildete das Gasthaus Hirsch in Dampfen, als vorgezogene "Kaffeepause", die wir als Mittagessen mit lokalen Spezialitäten wie Käsespätzle, Maultaschen und Blutwurstsalat genossen haben. Eine wirklich ausgezeichnete lokale Küche, die an diesem grauen Tag viel wiedergut gemacht hat.
Im Anschluss durften wir in Marbach an der Lauter eine ausgesprochen interessante und sehr sehenswerte Führung durch das Haupt- und Landgestüt erfahren: ob es sich um Araber oder Schwarzwälder, Altwürttemberger oder anderer Vollblutrassen handelt, die Tradition des Gestüts reicht ins 16. Jahrhundert zurück und ist damit das älteste Staatsgestüt Deutschlands. Insbesondere hat sich das Gestüt einen Namen im Wiederaufleben und der Erhaltung der Araber Rasse: dies ist die älteste ununterbrochen fortbestehende Vollblutaraberzucht der Welt.
Die Wolken haben sich im Laufe des Tages nur noch dazu erbarmt, einige Regenpausen zuzulassen, jedoch war das Ende des Tages nur leicht versöhnlich: die Zettis konnten nur für die letzten rd. 20km geöffnet werden. Der letzte gemeinsame Abend brach an, und einige haben sich das graue Wetter aus den Knochen in der Sauna vertrieben, um dann zum Abendessen und später zu einem letzten gemeinsamen Glass Trollinger einzukehren.
Umso mehr war es schön zu sehen, dass der Sonntag seinem Namen dann doch noch alle Ehre machte: eins nach dem anderen haben wir den Heimweg angetreten, allen Widrigkeiten des vorangegangenen Tages zum Trotz, offen.
von Florentina Buchholz & und Bilder Stephan Buchholz